3 Gründe, warum es keine Work-Life-Balance gibt

Es gibt sie nicht, die „Work-Life Balance“. Die Seminarphrase der Gehetzten und Gestressten auf der Suche nach mehr Zufriedenheit im Job und Zuhause halte ich für falsch. Ausgebrannte Manager besuchen Wochenendseminare zu diesem Thema, anstatt diese Zeit mit den Kindern zu verbringen. Wo steckt der Fehler im System? Hier sind 3 Thesen, warum die Balance zwischen Arbeit und Privatleben ein Mythos ist.

Grund 1: Der Begriff ist quatsch

„Work-Life-Balance“ trennt begrifflich zwischen Arbeit und Leben. Was für ein Unsinn! Sind wir auf Arbeit denn tot? Manche stellen sich vielleicht so, aber  trennen lässt sich der Beruf vom eigenen Leben nicht. Wer nur außerhalb der Arbeit zu leben versucht, dem bleibt nur wenig Zeit dafür. Wer glaubt, ein glückliches Leben beginne nach dem Job, der wird mit Sicherheit seelischen Schaden nehmen. Leider wird Work-Life-Balance oft genau so missverstanden. Wie soll Zufriedenheit im Job einkehren, wenn durch Teilzeitregelung (typische Maßnahme) zwar mehr Freizeit da ist, die Stunden auf Arbeit aber durch fiese Mobbingtouren vermiest werden? Work-Life lässt sich nicht trennen. Arbeit ist mehr als das halbe Leben.

Grund 2: Balance-Akte führen zum Absturz

Ausbalancieren ist anstrengend. Probieren Sie es auf einem umgekippten Baumstamm im Wald. Sie werden Mühe haben, Balance zu finden und über die ganze Strecke zu halten. Diese Anstrengung muten wir uns zu, wenn wir Arbeit und Privatleben ausbalancieren wollen. Immer auf der Gradwanderung zwischen Familie und Job, zwischen Stress und Erholung, zwischen Geld verdienen und ausgeben. Prioritäten sollen wir setzen, sagen uns die schlauen Work-Life Balance Ratgeber. Wie fühlt sich das an auf einem wackeligen Baumstamm? Priorität Körpergewicht links, Verlagerung rechts, und wieder links … und ab in den Bach! Wir sollten lernen, das Ungleichgewicht anzunehmen. Leben Sie in der Dysbalance aber mit Freude! Und: Meiden Sie wackelige Baumstämme im Leben.

Grund 3: Zu viele Faktoren beeinflussen unser Leben

Gerade hat man es einigermaßen geschafft. Die Beförderung ist geschafft, die pubertierende Tochter aus dem Gröbsten raus, der zweite Marathon gelaufen, da kracht es am Finanzmarkt. Als die Krise übestanden ist, kommt die Tochter schwanger nach Hause. Vor der wichtigen Dienstreise verabschiedet sich der Miniskus im linken Knie… Das Leben ist Veränderung. Das ist die einzige Konstante. Wir setzen uns Ziele und das ist gut so. Aber wir vergessen mitunter, dass Zufriedenheit nicht erst im Ziel entstehen darf, sondern zum treuen Begleiter unterwegs werden muss. Einfacher: Der Weg ist das Ziel. Das Leben ist schön, fröhlich und traurig zugleich. Ein glückliches Leben beruht durchaus auf seelischem Gleichgewicht, das mehr durch inneren Entschluss als durch äußere Faktoren entsteht.

3 kleine Geheimnisse für mehr Zufriedenheit

Wie komme ich ohne Work-Life-Balance zurecht? Prinzipiell: Aufhören zu trennen und aufhören zu balancieren!

  1. Ich mache das, was mir Spaß macht, vor allem beruflich. Das Leben ist zu kurz für einen schlechten Job. Für alle, die das jetzt für ein seltenes Privileg halten: Für diese Entscheidung habe ich einige Täler durchschritten. Das war und ist nicht immer leicht.
  2. Ich bin ein Mensch und nicht zwei, drei oder fünf Rollen. Ich bin immer vollständig und privat. Übrigens ist das ein Erfolgsgeheimnis der Rhetorik: Sei privat und die Menschen fangen an, dir zuzuhören! Marketing Coaching, Seminare, Kundenprojekte, Kinder, Triathlon … Ich behaupte nicht, dass ich das unter einen Hut bringen kann. Im Gegenteil. Ich habe einfach aufgehört mich dafür zu ohrfeigen, wenn es mal nicht klappt.
  3. Ich vergleiche mich nicht mit anderen. Mal ehrlich, Work-Life-Balance ist doch oft der Versuch der Statusoptimierung auf höherem Niveau. Mehr Erfolg, mehr Einkommen, mehr Freizeit, mehr Familie. Das Leben ist keine Fleischtheke nach dem Motto: „Darf’s noch etwas mehr sein?“ Ich definiere Erfolg für mich jeden Tag neu und messe ihn an kleinen Dingen, über die ich mich hoffentlich freuen kann.

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